Asbestentsorgung: So arbeitet ein Asbestfachbetrieb
Ein Asbestfachbetrieb erkennt, demontiert und entsorgt jegliche Form von Asbest. Schätzungsweise ein Drittel der vor 1993 erbauten Gebäude sind auch heute noch mit Asbest belastet. Bei Tätigkeiten mit Asbest hat der Gesundheitsschutz zu jeder Zeit die oberste Priorität. Absolute Vorsicht im Umgang mit dem kontaminierten Material und vollständige Abschottung aller bearbeiteten Bereiche sind nur ein kleiner Teil der erforderlichen Maßnahmen. Eine penible Feinreinigung nach Abschluss der Arbeiten, optimale Koordination und Teamwork sind essenziell. Der Schutz aller Mitarbeiter muss lückenlos gewährleistet sein. Die professionelle Entsorgung von Asbest ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die im Leben der Kunden und Bewohner einen Unterschied macht.
Was ist Asbest?
Asbest ist ein Überbegriff für eine Gruppe natürlich vorkommender faserartig aufgebauter Silikatminerale. Die Beliebtheit der ehemals als „Wunderfaser“ bezeichneten Substanz ergab sich durch die hervorragenden Materialeigenschaften in Verbindung mit einer hohen Verfügbarkeit und dem äußerst günstigen Preis. Die immense Stabilität sowie Feuer- und Hitzebeständigkeit sind nicht ungewöhnlich für ein Gestein. Durch die Faserstruktur ließ sich Asbest jedoch gleichzeitig wie ein Textilstoff verweben und als zugfeste Armierungsfasern anderen Baustoffen beimengen. Man findet Asbest heute vor allem noch in Asbestzement („Eternitplatten“), Dach- und Fassadenplatten, Feuerschutzwänden, Blumenkästen, Brems- und Kupplungsbelägen, Vinylfliesen, Abwasserrohren und Bitumenklebern. Die Asbestminerale an sich sind grundsätzlich ungefährlich. Die Gefahr lauert vielmehr in der Struktur der Fasern und in deren Unzerstörbarkeit im Körper. Fasern mit einem Verhältnis von Länge zu Durchmesser ab 3:1 sind am schädlichsten. Sie werden leicht eingeatmet, können jedoch nicht mehr ausgeatmet werden und setzen eine Kaskade von Immunprozessen in Gang, die zu einer unheilbaren verhärteten Asbestlunge (Asbestose) und diversen Krebsarten führen. Für eine sinnvolle Gefährdungsbewertung muss zwingend zwischen schwach und stark gebundenem Asbest unterschieden werden. Stark gebundener Asbest wird in der Regel nur bei einer Materialbearbeitung zur Gefahr, schwach gebundener Asbest gibt kontinuierlich erhebliche Mengen an Fasern ab.
Was muss ein Asbestfachbetrieb bei der Asbestentsorgung beachten?
Bei jeglichem Umgang mit dem krebserregenden Asbest finden die technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 519) und die Gefahrstoffverordnung Anwendung. Fachbetriebe, die Asbest entsorgen, müssen die erforderliche Sachkunde über den Abschluss eines staatlich anerkannten Lehrgangs auf Grundlage der TRGS 519 nachweisen. Für die Arbeit an den besonders heiklen schwach gebundenen Asbestprodukten ist eine eigene behördliche Zulassung notwendig. Asbest entsorgen erfordert eine sehr genaue Koordination von Personal und Geräten. Zu beachten ist auch die Anzeige bei der zuständigen Behörde mindestens 7 Tage vor Beginn der Arbeiten. Für die erforderlichen Angaben muss außerdem eine umfassende Asbesterkundung, Gefährdungsbeurteilung und ein genau durchstrukturierter Zeitplan für alle Arbeiten vorliegen. Je nach Art und Umfang der Arbeiten sind unterschiedliche Schutzkonzepte vorgeschrieben: Während bei emissionsarmen Verfahren beispielsweise noch einfache Einwegschutzanzüge und Einweg-FFP2-Halbmasken (maximal 2 Stunden Tragedauer, ansonsten Halbmasken mit P2-Filter) ausreichen, so müssen abhängig von der zu erwartenden oder gemessenen Faserkonzentration bei der höchsten Schutzstufe vor der Baustelle mehrere Kammern mit Unterdruck, Dekontaminationsschleusen und Vollschutz mit Isolationsgeräten zur raumluftunabhängigen Atmung eingesetzt werden. Die eigentliche Asbestentsorgung erfolgt in absolut dichten Spezialtaschen (den Big Bags), die unter definierten Bedingungen und Beachtung der jeweiligen Anmeldefristen als Sondermüll zu den dafür vorgesehenen Deponien transportiert werden müssen.
Welche Ausbildung qualifiziert mich für einen Job als Asbestprofi?
Ein Einstieg in die Asbestentsorgung ohne spezielle Vorkenntnisse ist möglich, da vor jeder Tätigkeit umfangreiche Belehrungen und Einweisungen durch erfahrene Asbestprofis verpflichtend sind. Zwingend vorausgesetzt für alle Personen, die mit Asbest umgehen, wird ein staatlich anerkannter Sachkundenachweis nach TRGS 519, wobei eine Schulung nach Anlage 4 der TRGS 519 häufig als „kleiner Asbestschein“ bezeichnet wird und die umfangreichere Schulung nach Anlage 3 als der „große Asbestschein“. Viele Fachbetriebe ermöglichen neuen Mitarbeitern diese Schulung, wenn sie noch nicht vorhanden sein sollte. Nach 6 Jahren verliert der Asbestschein ohne Nachschulung seine Gültigkeit. Es gibt grundsätzlich drei Aufgabenbereiche bei der Entsorgung von Asbest: Analytik, Planung und Koordination sowie Bauarbeiten. Je nach Organisation des Betriebes können auch mehrere Bereiche von einer Person abgedeckt werden. Für die Durchführung der Bauarbeiten ist eine (bau-)handwerkliche Ausbildung als Grundlage am sinnvollsten, die bei entsprechenden Stellenangeboten auch häufig gefordert wird, insbesondere wenn der Wiederaufbau zusammen mit der Sanierung erfolgt. Die Analytik erfolgt häufig durch unabhängige akkreditierte Prüflaboratorien, die ihrerseits Laboranten (CTA, MTA, BTA) mit Erfahrung in der Rasterelektronenmikroskopie dafür einteilen. Die Planung und Koordination erfordert viel Erfahrung im gesamten Prozess. Hierfür kommen vor allem Bau- und Projektleiter infrage. Auch ein Studium der Bautechnik oder der Bauingenieurswissenschaften gelten als ein guter Einstieg.
Welche persönlichen Voraussetzungen muss ich erfüllen, um ein Asbestprofi zu werden?
Alle Tätigkeiten im direkten Umgang mit Asbest erfordern eine überdurchschnittliche körperliche Belastbarkeit und Fitness. Schwere körperliche Arbeiten müssen teilweise unter Vollschutz verrichtet werden. Ebenfalls essenziell sind ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein, Konzentrationsfähigkeit, handwerkliches Geschick und sicherer Umgang mit Geräten und Fahrzeugen. Im Umgang mit Gefahrstoffen muss mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden. Denn es kommt permanent auf Ordnung und Genauigkeit an und Reinigungsmaßnahmen müssen sowohl gründlich erfolgen als auch streng kontrolliert werden. Risikobewusstsein, aber auch -bereitschaft sollten vorhanden sein. Die erforderlichen Kenntnisse der TRGS 519 werden innerhalb einer Woche vermittelt, sie müssen aber vollständig verinnerlicht und jederzeit abrufbar sein. Weiterhin besteht die Pflicht zur regelmäßigen arbeitsmedizinischen Vorsorge, die natürlich auch im persönlichen Interesse der Mitarbeiter durchgeführt wird. Aufgrund von wechselnden Einsatzorten sollte eine generelle Reisebereitschaft vorhanden sein. Wer sich noch unsicher ist, ob die Eignung für diesen Job vorhanden ist, kann auch zunächst bei einer (freiwilligen) Feuerwehr tätig werden. Hier werden viele Fähigkeiten geschult, über die auch ein Asbestprofi unbedingt verfügen sollte: Gefahrstoffbewusstsein, Umgang und Routine mit persönlicher Schutzausrüstung, optimierte Kommunikation im Team und noch vieles mehr.
Fazit: Die Asbestentsorgung ist eine Herausforderung
Das Tätigkeitsfeld der Asbestentsorgung klingt zunächst nach gewöhnlichem Bauhandwerk oder Abfallwirtschaft, es geht dabei aber um sehr viel mehr. Asbestprofis übernehmen eine sehr große Verantwortung. Sie entfernen einen potenziell tödlichen Gefahrstoff aus dem Wirtschaftskreislauf und helfen intensiv dabei, Leben und Lebensqualität der Betroffenen zu bewahren. Genau dieser Lebensaufgabe haben sich die Asbestprofis gewidmet. Als kompetentes Team haben sie gemeinsam den wichtigsten Faktor erreicht, der über den Erfolg einer Asbestentsorgung entscheidet: langjährige Erfahrung. Die Asbestprofis sind jederzeit bereit, diese Erfahrung weiterzugeben, damit künftige Generationen weiterhin davon profitieren und auch in Zukunft eine optimale sichere Entsorgung von Asbest gewährleisten können.